Spannend wird es, wenn wir Grants Ideen mit bewährten Methoden wie Design Thinking und dem Double Diamond Framework verbinden. Denn auch in diesen Ansätzen geht es darum, Annahmen infrage zu stellen, Offenheit zu fördern und durch Iteration bessere Lösungen zu finden.

Warum kritisches Denken die Grundlage für Innovation ist
In einer VUCA-Welt voller Unsicherheiten reicht es nicht, stur an alten Überzeugungen festzuhalten. Genau hier setzt Adam Grants Ansatz an: Er lädt uns ein, wie Wissenschaftler zu denken – Hypothesen zu prüfen, Zweifel zu fördern und bereit zu sein, unsere Standpunkte zu ändern: Think like a Scientist.
Diese Haltung ist nicht nur zentral für zwischenmenschliche Diskussionen, sondern auch für kreative Prozesse wie Design Thinking und das Double-Diamond-Framework. Beide Methoden beruhen darauf, das Problem stets neu zu definieren, Ideen zu testen und Annahmen kontinuierlich zu überdenken. Doch wie lassen sich diese Ansätze konkret miteinander verbinden?
Die Parallelen: Think Again, Design Thinking und der Double Diamond
1. Probleme neu denken: Offenheit und Empathie im ersten Diamanten

Der erste Diamant im Double Diamond Framework steht für das Verständnis (Discovery) und die Definition des Problems. Hier liegt der Fokus darauf, das Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und die richtigen Fragen zu stellen. Adam Grant nennt das „Thinking like a scientist“: die Bereitschaft, Annahmen infrage zu stellen und sich auf neues Wissen einzulassen.
Im Design Thinking wird diese Offenheit durch Empathie-Übungen erreicht. Indem wir mit Nutzern sprechen und ihre Bedürfnisse erforschen (User Research), können wir tiefere Einblicke gewinnen und oft überraschende Problemursachen entdecken. Grant erinnert uns daran, dass der Schlüssel in der Neugier liegt – nicht darin, sofort die „richtige“ Antwort zu haben.
Dazu ein Beispiel: In einem Design-Projekt für eine Bildungsplattform stellte sich heraus, dass nicht fehlende Funktionen, sondern unklare Benutzeranleitungen das Hauptproblem der Nutzerinnen und Nutzer waren. Dieses Umdenken führte zu einer vollständig neuen Strategie: einer Verbesserung der User Journey durch verbesserte UX-Texte statt neuer Features.
2. Die Kunst des Umdenkens: Kreativität und Iteration im zweiten Diamanten
Im zweiten Teil des Double Diamond liegt der Fokus auf Ideenfindung (Ideate), Prototyping und Iteration. Diese Phase spiegelt Grants Konzept der „Confident Humility“ wider: Sei mutig genug, um neue Ideen zu entwickeln, und gleichzeitig bereit, diese zu hinterfragen und anzupassen.
Im Design Thinking wird dieser iterative Ansatz besonders sichtbar. Durch schnelle Prototypen und wiederholtes Testen schaffen wir Raum für Fehler – und lernen aus ihnen. Grant zeigt, wie wichtig es ist, die Angst vor dem Scheitern zu überwinden. Denn oft sind es gerade die „Fehler“, die zu den bahnbrechendsten Erkenntnissen führen.
Ein Beispiel: James Dyson entwickelte über 5.000 Prototypen, bevor der erste beutellose Staubsauger marktreif war. Jeder Prototyp war ein Schritt näher an der perfekten Lösung – und ein Beweis dafür, wie entscheidend es ist, alte Ansätze immer wieder zu hinterfragen.
3. Debatten neu gestalten: Den Umgang mit Verzerrungen lernen
Sowohl im Buch Think Again als auch im Design Thinking spielt der Umgang mit kognitiven Verzerrungen (Biases) eine zentrale Rolle. Der Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) etwa führt dazu, dass wir nur Beweise suchen, die unsere bestehenden Überzeugungen stützen. Grant schlägt vor, aktiv nach gegenteiligen Meinungen zu suchen – eine Praxis, die auch im Designprozess entscheidend ist.
Im Double-Diamond-Framework äußert sich das in der Diversität der Perspektiven: Crossfunktionale Teams mit unterschiedlichen Hintergründen, Nutzertests (User Testings) und das Einholen von Feedback sind essenziell, um blinde Flecken zu vermeiden.
Fazit: Von Think Again zur Innovation
Adam Grant erinnert uns in seinem Buch Think again daran, dass kritisches Denken nicht bedeutet, immer Recht zu haben – sondern bereit zu sein, umzulernen. In Kombination mit Methoden wie Design Thinking und dem Double Diamond wird klar: Um die besten Lösungen zu finden, müssen wir unsere Annahmen immer wieder infrage stellen, offen für Feedback bleiben und bereit sein, Fehler zu akzeptieren.
Ob in Debatten oder im Designprozess – diese Haltung hat das Potenzial, nicht nur unsere Projekte, sondern auch unsere Beziehungen und die Gesellschaft zu transformieren. Daher kann ich dieses Buch nur empfehlen.




