Learner Personas sind das Herzstück nutzerzentrierter Lernangebote. Sie helfen dir, stereotype Vorstellungen zu überwinden – und echte Bedürfnisse sichtbar zu machen. Wer für Lernende designen will, sollte sie zunächst wirklich verstehen.
Was sind Learner Personas – und warum brauchst du sie?
Stell dir vor, du entwickelst eine Online-Lernplattform. Wen genau hast du dabei im Kopf? „Unsere Nutzer:innen“ ist oft zu unkonkret. Genau hier kommen Learner Personas ins Spiel.
Eine Learner Persona ist ein fiktives, aber realistisches Profil einer typischen Lernenden oder eines Lernenden. Sie basiert auf echten Daten und hilft dir, Entscheidungen fundiert zu treffen – von der Tonalität in Texten bis zur Auswahl von Lernformaten.
Das Konzept stammt ursprünglich aus dem UX-Design, wo „User Personas“ seit Jahrzehnten eingesetzt werden. Auch im Marketing sind Personas längst Standard („Buyer Personas“). Der Unterschied im Learning Experience Design (LX-Design): Hier steht der Lernprozess im Mittelpunkt.
Je nach Projekt brauchst du oft mehr als eine Persona – etwa wenn deine Zielgruppe unterschiedliche Rollen einnimmt. In meinem Projekt MentorHero zum Beispiel habe ich zwei klare Personas entwickelt: Martina, die Mentorin, und Lara, die Mentee.
Schritt 1: So sammelst du die richtigen Informationen
Eine gute Learner Persona beginnt mit echtem Zuhören. Interviews mit potenziellen Lernenden sind der beste Weg, ihre Bedürfnisse und Herausforderungen kennenzulernen. Ergänzend lohnt sich der Austausch mit Stakeholdern, die nah an der Zielgruppe arbeiten – wie Support-Teams, Tutor:innen oder Vertrieb.
Dabei gilt: Frag nicht einfach „Was brauchst du?“, sondern geh tiefer. Menschen wissen oft nicht genau, was sie brauchen – aber sie können dir erzählen, was sie erleben.
Hier ein paar Leitfragen, die sich bewährt haben:
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Wer ist die Person?
Alter, Geschlecht, Beruf, Bildungshintergrund, Wohnort, Familiensituation -
Wie sieht ein typischer Tag aus?
Was passiert morgens, tagsüber, abends? Wie ist der Alltag strukturiert? -
Was motiviert sie zu lernen?
Gehaltserhöhung, Jobwechsel, persönliche Entwicklung? -
Was frustriert sie beim Lernen?
Zeitmangel, technische Hürden, fehlende Relevanz? -
Welche Tools nutzt sie?
Lernplattformen, Apps, Alltagstools wie Kalender oder Podcasts?
Wenn du möchtest, gib der Persona auch eine typische Aussage – in einer Sprechblase à la: „Ich will endlich verstehen, wie ich das in der Praxis anwenden kann.“
Schritt 2: Erstelle einen Onepager, der Eindruck macht
Jetzt wird’s konkret: Alle Erkenntnisse kommen auf eine Seite – der Persona-Onepager. Das macht die Infos schnell greifbar, für dich und für alle anderen im Team.
So baust du ihn auf:
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Name und Foto: Gib deiner Persona einen passenden Namen und wähle ein realistisches Foto aus einer Stockbilddatenbank – oder nutze ein KI-Tool, etwa Midjourney.
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Steckbrief: Alter, Beruf, Bildung, Familiensituation, Wohnort – kompakt zusammengefasst.
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Bedürfnisse und Ziele: Was möchte die Person erreichen? Was treibt sie an?
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Frustrationen und Barrieren: Was hindert sie daran, erfolgreich zu lernen?
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Tagesablauf: Ein typischer Tag in ihrem Leben – vom Aufstehen bis zum Schlafengehen.
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Technologische Vorlieben: Welche Tools nutzt sie beim Lernen und im Alltag?
Tipp aus der Praxis: Eine Kollegin druckt ihre Personas aus und hängt sie an die Wand. So vergisst sie bei der Konzeption nie, für wen sie eigentlich gestaltet.
Schritt 3: So nutzt du deine Learner Persona im Alltag
Du hast jetzt eine oder mehrere Personas – wunderbar! Aber der wichtigste Schritt kommt jetzt: Nutze sie regelmäßig.
Frage dich bei jeder Entscheidung: Würde Lara das verstehen? Würde Martina sich hier abgeholt fühlen?
Besonders hilfreich ist das in der Konzeptionsphase: Wenn du z. B. Lernziele formulierst oder die Navigation deiner Lernplattform gestaltest. Aber auch im späteren Testing oder beim Schreiben von Inhalten kann die Persona ein wertvoller Kompass sein.
Du kannst sogar kleine Rollenspiele machen: „Was würde Lara in dieser Situation sagen?“ Klingt albern? Ist aber überraschend hilfreich.
Fun Fact: Bei einem UX-Workshop kannst du deine Persona auch auf einen Stuhl setzen – so sitzt sie symbolisch mit am Tisch.
Fazit: Mach deine Lernenden zum Maßstab
Eine Learner Persona ist ein wertvolles Werkzeug, das dir hilft, bessere Entscheidungen zu treffen. Sie ist dein Reminder daran, dass hinter jedem Klick ein echter Mensch steckt – mit Bedürfnissen, Zielen und auch mal Frustmomenten.
Wenn du lernst, mit Personas zu arbeiten, wird dein Learning Design nicht nur nutzerzentrierter, sondern auch wirksamer. Denn wer für Menschen gestaltet, sollte Menschen verstehen.
FAQs zu Learner Personas
Was ist der Unterschied zwischen User Persona und Learner Persona?
Eine User Persona bezieht sich auf allgemeines Nutzerverhalten. Eine Learner Persona fokussiert speziell auf Lernziele, Lernverhalten und Bildungskontexte.
Der Ansatz ist also der gleiche, die Unterschiede sind nur in den Details.
Wie viele Learner Personas brauche ich?
Das hängt von deiner Zielgruppe ab. In vielen Projekten reichen 2–3 gut ausgearbeitete Personas. Wenn sich die Bedürfnisse deiner Lernenden allerdings stark voneinander unterscheiden, dann kannst du auch mehr Personas entwickeln.
Wie aktuell muss eine Persona sein?
Personas sollten regelmäßig überprüft werden – spätestens, wenn sich die Zielgruppe oder das Lernangebot verändert.




