Customer Centricity vs. Product Centricity

Wer seine Kunden wirklich versteht, gewinnt. Customer Centricity ist mehr als ein Buzzword – es ist die Grundlage erfolgreicher UX-Strategien. Doch wie setzt du den Kunden konsequent ins Zentrum deiner Gestaltung? In diesem Artikel erfährst du, was Customer Centricity bedeutet, warum sie im UX-Design unverzichtbar ist und wie du sie praktisch umsetzen kannst.
Inhalt

Was ist Customer Centricity?

Customer Centricity bedeutet, alle Unternehmensentscheidungen konsequent auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten. Dabei geht es nicht nur um zufriedene Kunden, sondern darum, langfristige Werte zu schaffen, indem man gezielt auf die wertvollsten Kunden eingeht. Dieser Ansatz unterscheidet sich deutlich von anderen Konzepten, die du vielleicht schon kennst.

Customer Centricity vs. andere Ansätze

KonzeptFokusBeispiel
Product CentricityProduktoptimierung und VertriebEin Unternehmen entwickelt ein Produkt und sucht danach Kunden dafür
Customer Experience (CX)Optimierung des gesamten Erlebnisses des KundenEin Unternehmen gestaltet jeden Touchpoint mit der Marke positiv
User-Centric DesignFokus auf die Bedürfnisse der Nutzer in DesignprozessEine App wird durch User Testing immer wieder verbessert
Customer CentricityGanzheitlicher Unternehmensansatz, der den Kundenwert maximiertEin Unternehmen entwickelt Produkte und Services, die explizit auf die wertvollsten Kunden zugeschnitten sind

Wer hat das Konzept geprägt?

Der Marketing-Experte Peter Fader, Professor an der Wharton School der University of Pennsylvania, hat das Konzept von Customer Centricity entscheidend geprägt. In seinem Buch „Customer Centricity: Focus on the Right Customers for Strategic Advantage“ erklärt er, warum Unternehmen ihren Fokus auf die wertvollsten Kunden legen sollten:

  • Customer Lifetime Value (CLV) berechnen, um rentable Kunden zu identifizieren.
  • Segmentierung der Kundengruppen, um zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln.
  • Personalisierte Angebote, die genau auf die Bedürfnisse dieser wertvollen Kunden eingehen.

Das zeigt: Customer Centricity bedeutet nicht, es allen recht zu machen, sondern gezielt in Kundenbeziehungen zu investieren, die wirklich Mehrwert bringen.

Der Customer Lifetime Value (CLV) ist eine Kennzahl, die angibt, wieviel Umsatz bzw. Gewinn ein Kunde im Laufe der gesamten Beziehung mit einem Unternehmen voraussichtlich erzielt.

Warum ist Customer Centricity im UX-Design so wichtig?

Customer Centricity im UX-Design sorgt dafür, dass Produkte und Services genau auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sind. Das hat viele Vorteile:

  • Höhere Nutzerzufriedenheit: Wer sich verstanden fühlt, bleibt länger.
  • Steigerung der Conversion Rate: Ein nutzerfreundliches Design kann direkt zu mehr Verkäufen führen.
  • Starke Kundenbindung: Zufriedene Nutzer werden zu treuen Kunden und empfehlen dein Produkt weiter.

Doch wie sieht das konkret aus? Schauen wir uns ein paar Praxisbeispiele an:

Praxisbeispiele: So machen es die Großen

  • Amazon: Mit seiner „Kundenobsession“ bietet Amazon personalisierte Produktempfehlungen und einen herausragenden Service. Rückgaben sind unkompliziert, der Kundenservice ist schnell erreichbar.
  • Apple: Konzentriert sich beim Produktdesign auf intuitive Bedienbarkeit und hohe Nutzerfreundlichkeit. Ein iPhone fühlt sich für viele so an, als wüsste es genau, was sie brauchen.
  • Spotify: Nutzt Nutzerdaten, um personalisierte Playlists wie „Discover Weekly“ anzubieten – ein Paradebeispiel für Customer Centricity.
  • Netflix: Dank datenbasierter Empfehlungen finden Nutzer schnell passende Inhalte. Netflix passt sogar die Thumbnails der Filme individuell an, basierend auf dem bisherigen Sehverhalten der Nutzer.

5 praktische Tipps, um Customer Centricity im UX-Design umzusetzen

1. Nutzerfeedback konsequent einholen und auswerten

  • Miro führt regelmäßig Umfragen durch, um die Bedürfnisse seiner Nutzer besser zu verstehen und die Kollaborationstools zu verbessern.
  • Slack entwickelt viele seiner Features direkt basierend auf dem Feedback der Community.

Tipp: Nutze Tools wie Usabilla, Hotjar oder Qualtrics, um strukturiertes Feedback zu sammeln und es gezielt in deine Produktenwicklung einfließen zu lassen.

2. User Personas erstellen und pflegen

  • Airbnb hat detaillierte Personas für Hosts und Gäste entwickelt, um die Bedürfnisse beider Gruppen optimal zu bedienen.
  • Regelmäßige Aktualisierung der Personas hilft, bei veränderten Kundenbedürfnissen flexibel zu reagieren.

Tipp: Nutze Empathy Maps, um deine Personas lebendiger und greifbarer zu machen.

3. Customer Journeys analysieren und optimieren

  • IKEA nutzt Customer Journey Mapping, um sowohl den Onlineshop als auch das Einkaufserlebnis vor Ort kontinuierlich zu verbessern.
  • Durch die Analyse der Touchpoints können Reibungspunkte eliminiert werden.

Tipp: Erstelle eine visuelle Darstellung der Customer Journey, um Problemstellen schneller zu erkennen.

4. Empathiemethoden wie User Interviews oder Shadowing nutzen

  • Lego lädt regelmäßig Kinder zu Design Thinking Workshops ein, um die Bedürfnisse seiner jungen Zielgruppe besser zu verstehen.
  • Google nutzt Shadowing, um herauszufinden, wie Nutzer im Alltag tatsächlich mit Produkten interagieren.

Tipp: Baue regelmäßig Interviews oder Beobachtungen in deinen Designprozess ein, um echten Kundenfokus sicherzustellen.

5. Agiles Arbeiten mit dem Fokus auf den Kunden

  • Zalando arbeitet agil, um schnell auf Kundenfeedback zu reagieren und das Shopping-Erlebnis laufend anzupassen.
  • Iteratives Testen und schnelle Anpassungen („Inspect & Adapt“) verhindern, dass Nutzerprobleme lange bestehen bleiben.

Tipp: Implementiere Design Sprints, um schnell von der Idee zum validierten Prototypen zu kommen.

Fazit: Customer Centricity als Erfolgsfaktor im UX-Design

Customer Centricity ist kein Selbstläufer, aber die Mühe lohnt sich. Wer den Kunden wirklich versteht, schafft Erlebnisse, die begeistern – und letztlich für nachhaltigen Geschäftserfolg sorgen. Nutze die vorgestellten Tipps, um den Kundenfokus konsequent in deinem UX-Design zu verankern.

Am Ende geht es immer darum, eine echte Verbindung zum Kunden aufzubauen. Denn nur so wird aus einem zufälligen Nutzer ein treuer Fan.