UX-Audit klingt erst mal nach einem großen Wort – ist aber oft der erste wichtige Schritt, wenn Nutzer:innen an deiner Website oder App verzweifeln. Ein UX-Audit hilft dir dabei, die blinden Flecken in deinem Interface zu erkennen, bevor es deine User tun.
Ob dein Produkt schon live ist oder noch im Aufbau steckt: Ein UX-Audit bringt Licht ins Dunkel.
Was ist ein UX-Audit überhaupt?
Ein UX-Audit ist eine systematische Analyse der Nutzerfreundlichkeit eines digitalen Produkts. Ziel ist es, Schwachstellen in der User Experience aufzudecken – also alles, was deine Nutzer:innen stört, verwirrt oder davon abhält, ihre Ziele zu erreichen.
Im Unterschied zu Usability-Tests oder klassischem User Research kommt ein UX-Audit oft ohne direkte Nutzer:innen aus. Stattdessen basiert es auf etablierten UX-Prinzipien, heuristischen Evaluierungen und quantitativen Daten wie Analytics oder Heatmaps.
Klingt technisch? Ist es manchmal auch. Aber der große Vorteil: Du bekommst schnell greifbare Insights und konkrete Empfehlungen, wie du dein Produkt verbessern kannst.
Der Ursprung: Woher kommt das Konzept des UX-Audits?
Die Wurzeln des UX-Audits reichen zurück zu den Anfängen der Usability-Forschung. Don Norman und Jakob Nielsen – zwei absolute Legenden im UX-Universum – haben schon früh beschrieben, wie wichtig es ist, digitale Produkte regelmäßig auf ihre Benutzerfreundlichkeit hin zu überprüfen.
Vor allem das Konzept der heuristischen Evaluation, das Nielsen in den 1990er-Jahren populär machte, bildet heute das methodische Rückgrat vieler UX-Audits. Es geht darum, anhand von Richtlinien wie „Konsistenz“, „Fehlertoleranz“ oder „Sichtbarkeit des Systemstatus“ Schwachstellen aufzuspüren.
Inzwischen ist das UX-Audit aus der Praxis kaum noch wegzudenken. Große Unternehmen führen regelmäßige Audits durch, bevor sie größere Designänderungen vornehmen. Und auch im E-Learning – wo Usability entscheidend für Lernerfolg ist – gehört das Audit fast schon zum Pflichtprogramm.
Schritt für Schritt: So läuft ein UX-Audit ab
Wie genau funktioniert so ein UX-Audit eigentlich? Hier ein typischer Ablauf in vier Etappen:
1. Vorbereitung:
Bevor du loslegst, definierst du klare Ziele: Was willst du herausfinden? Welche Zielgruppe steht im Fokus? Welche KPIs sind relevant? Ohne diese Basisarbeit bleibt dein Audit zu vage.
2. Analyse:
Jetzt wird’s spannend. Du untersuchst die bestehende User Experience mit verschiedenen Methoden: heuristische Evaluation, Webanalyse (z. B. Google Analytics/Matomo, Hotjar) und ggf. internes Nutzerfeedback. Du suchst gezielt nach Friktionen – also Stellen, an denen User hängen bleiben.
3. Synthese:
Die gesammelten Daten werden nun sortiert, geclustert und priorisiert. Was sind die größten Pain Points? Wo ist der Impact am höchsten? Hier entstehen oft Aha-Momente – gerade, wenn man lange „betriebsblind“ auf die eigene Plattform schaut.
4. Ergebnis:
Am Ende steht ein klar strukturiertes Ergebnisdokument mit Handlungsempfehlungen und – im Idealfall – einer Roadmap zur Umsetzung. So wird aus Analyse auch wirklich Action.
Und was passiert, wenn man all diese Schritte nicht richtig durchführt? Genau das schauen wir uns jetzt an.
UX-Audit in der Praxis: Typische Fehler und Best Practices
Kein UX-Audit ist besser als ein schlechtes UX-Audit – denn halbgare Erkenntnisse führen oft zu noch schlechteren Entscheidungen. Hier ein paar Stolperfallen, die du unbedingt vermeiden solltest:
- Zu techniklastig denken: Viele Audits stürzen sich auf Zahlen, vergessen aber die Nutzerperspektive.
- Keine klare Zieldefinition: Wer alles analysieren will, bekommt schnell nur Oberflächliches heraus.
- Stakeholder nicht einbinden: Ein Audit bringt wenig, wenn niemand die Ergebnisse versteht oder umsetzt.
Wie geht’s besser? Ein paar bewährte Best Practices:
- Frühzeitig im Projektzyklus starten, nicht erst, wenn der Relaunch schon durch ist.
- UX-Metriken definieren, die wirklich zum Produkt passen – z. B. Abbruchraten im Checkout bei einem E-Commerce-Tool oder Time-on-Task bei einer E-Learning-Plattform.
- Interdisziplinär arbeiten: Entwickler:innen, Designer:innen und Produktmanager:innen an einen Tisch holen – oder wenigstens an ein Miro-Board.
Und vielleicht am wichtigsten: sieh ein UX-Audit nicht als „one-off“. Es ist ein lebendiger Prozess, der regelmäßig stattfinden sollte – wie ein Gesundheitscheck für dein Produkt.
Fazit
Ein UX-Audit ist kein Hexenwerk – sondern ein mächtiges Werkzeug, um echte Nutzerprobleme sichtbar zu machen. Es hilft dir, datenbasiert und strukturiert Entscheidungen zu treffen, statt nur auf dein Bauchgefühl zu hören.
Ob du gerade an einem neuen Feature arbeitest, eine bestehende Plattform verbessern willst oder einfach mal wieder frischen Blick auf dein Produkt brauchst – ein UX-Audit bringt dich und dein Produkt in jedem Fall weiter.
Bild: Canva.com
 
				



