Hicks Gesetz im UX-Design: Wenn weniger mehr ist

UX-Designer:innen können mithilfe der Prinzipien von Hicks Gesetz die User-Experience auf ein neues Level heben.
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Erkenntnisse aus der Psychologie spielen eine wichtige Rolle, wenn es um das Thema UX-Design geht. So auch bei Hicks Gesetz.

Hicks Gesetz (auch Hicksches Gesetz, Hick’s Law oder Hick-Hyman-Law) ist benannt nach dem britisch-amerikanischen Team um William Edmund Hick und Ray Hyman. Die beiden Psychologen untersuchten den Zusammenhang zwischen der Anzahl an präsentierten Stimuli und der individuellen Reaktionszeit einer Person auf jeden der Stimuli.

Klingt ziemlich wissenschaftlich. Vielleicht dazu ein Beispiel: Wer schon einmal in einem Restaurant vor einer Speisekarte mit unzähligen Varianten an Pizza gesessen hat, ahnt das Ergebnis: Je mehr Auswahl (Stimuli) die Personen hatten, desto länger dauerte es, bis sie eine Entscheidung trafen.

Der Grund liegt auf der Hand: Nutzer, die mit Alternativen bombardiert werden, müssen jede der Optionen immer erst interpretieren und durchdenken. Erst dann können sie eine Entscheidung treffen.

Welche Bedeutung hat Hicks Gesetz im UX-Design?

UX-Designerinnen und -Designer sehen sich häufig mit der Frage konfrontiert, wie viele Optionen (Funktionen) den Nutzer:innen für eine optimale User-Experience angeboten werden sollten – und welchen Einfluss die angebotenen Optionen auf die Entscheidungsfindung haben.

Eigentlich ist die Anwendung von Hicks Gesetz hier ganz einfach: Reduziere die Anzahl der Stimuli und erhalte eine schnellere Reaktion. Quasi: „Keep it simple, stupid!“

Oft genug ist es jedoch nicht möglich, Komplexität völlig zu verhindern. Im Sinne von Hicks Gesetz ist es dann das Ziel zu versuchen, die Entscheidungsfindung so gut wie möglich zu vereinfachen, aber nicht, sie komplett zu eliminieren. Hier gilt es also, Kompromisse zu finden.

Hicks Gesetz in der Praxis

Am häufigsten wird Hicks Gesetz bei der Navigation von Websites angewandt. Ein Menü, das direkten Zugang zu jedem Link der Site bietet, würde den Besucher schnell überfordern. Stell Dir vor, Amazon würde sein gesamtes Angebot in der Navigation verlinken. Ein bestimmtes Produkt zu finden, würde Stunden dauern, wenn man sich durch die einzelnen Produkte navigieren müsste.

1. Möglichkeit: Die Auswahlmöglichkeiten kategorisieren

Glücklicherweise schaffen UX-Designer:innen hier Abhilfe. Und zwar, indem sie Kategorien kreieren und die Nutzer:innen von der obersten Kategorie aus immer tiefer geleitet werden, bis sie schließlich ans Ziel gelangen. Bei sehr komplexen Websites bietet es sich zudem an, Elemente thematisch zu clustern und so auch optisch eine Unterstützung zu bieten.

Aber wie findet man heraus, welche Kategorien für die Nutzer:innen am intuitivsten sind? Hier hilft die sog. Card-Sorting-Methode, bei der Test-User Produkte clustern und, falls gewünscht, eigene Bezeichnungen (Labels) für die Kategorien vorschlagen. Online-Tools wie OptimalSort sind hier eine sehr hilfreiche Unterstützung.

Alternativ können auch Eye-Tracking-Methoden genutzt werden, um sog. Heat-Maps zu erstellen. Karten also, die genau die Bereiche anzeigen, die Nutzer:innen am meisten anschauen.

2. Möglichkeit. Komplexität verschleiern

Ist ein Prozess sehr komplex, kann Hicks Gesetz angewandt werden, um immer nur die relevanten Teilprozesse auf einem Screen zu zeigen. Hierdurch wird die Komplexität scheinbar verringert. Und zwar ganz einfach dadurch, dass weniger Optionen je Screen verfügbar sind.

Statt also ein langes, komplexes Formular zu zeigen, kann das Formular in mehrere kleine Formularschritte unterteilt werden. So können Nutzer:innen etwa im ersten Schritt lediglich E-Mail-Adresse und Passwort eingeben, um dann im weiteren Schritt nach den weiteren benötigten Informationen gefragt zu werden.

Allein dadurch, dass die Anzahl an Optionen je Screen reduziert wird, wird ein Prozess somit nutzerfreundlich.

Inspiration: Mads Soegaard: Hick’s Law: Making the choice easier for users. Interaction Design Foundation

 

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