UX-Design für LMS: 3 Tipps für eine außergewöhnliche Learning-Experience

Ein LMS ist nicht nur Ablage für digitalen Content. Umso wichtiger ist es, sich auch hier mit dem Thema UX-Design auseinanderzusetzen.
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Der Erfolg oder Misserfolg von digitalen Lernangeboten steht und fällt nicht selten mit der User-Experience (UX) des Lern-Management-Systems (LMS), in das die Online-Inhalte eingebettet werden.

Etwa wenn sich Nutzer nicht zurechtfinden, weil die Navigation unübersichtlich oder uneindeutig ist. Oder weil Lernende mit Sehbehinderungen auf Inhalte nicht zugreifen können. Vielleicht ist auch der Zugriff für die Administratoren kompliziert, sodass sie das LMS nur ungern nutzen.

Das zeigt: Ein LMS ist nicht nur ein Ablageort für digitale Inhalte. Es ist vielmehr ein wichtiger Baustein für eine außergewöhnliche Learning-Experience (LX). Aber was macht eine gute LMS-User-Experience aus?

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit (Accessibility) ist schon lange kein Nice-to-Have mehr, weder für Websites noch für Lern-Management-Systeme. Sie zu berücksichtigen, ist das A und O.

Nutzer mit Behinderung unterstützen

Wusstest Du, dass über 70.000 Deutsche blind sind? Und mehr als 230.000 Deutsche eine Sehbehinderung geringen Grades haben, also selbst mit Brille oder Kontaktlinsen weniger als 30 % ihres Sehvermögens? Damit gelten 0,4 Prozent der Einwohner:innen Deutschlands als sehbehindert.

Deshalb sollte ein gutes LMS immer folgende unterstützenden Features haben:

  • Screenreader, eine Anwendung, die die Inhalte des LMS vorliest
  • Alternativ(ALT)-Texte für alle nicht-textlichen Inhalte wie etwa Bilder. Diese Texte werden von den Screenreader vorgelesen und damit „sichtbar“.
  • Responsive Screens. So passen sich die Inhalte an die verschiedenen Endgeräten an und können optimal genutzt werden.
  • Eine per Tastatur oder Maus vollständig nutzbare Navigation
  • Geeignete Farbkontraste zwischen Schrift und Hintergrund, damit der Inhalt auch für farbenblinde Nutzerinnen und Nutzer zugänglich ist.

Wichtig dabei ist auch: Bei Barrierefreiheit geht es nicht nur um Sehbehinderungen. Auch Beeinträchtigungen des Hörens oder der Motorik sollten berücksichtigt werden.

(Disclaimer: Die hier aufgeführten Punkte stellen keine vollständige Übersicht dar, wie ein LMS für Menschen mit Behinderung gestaltet werden sollte. Vielmehr geben sie einen ersten Einblick in das Thema.)

Offline-Zugang ermöglichen

Es gibt immer Situationen, in denen Lernende keinen Zugang zum Internet haben. Deshalb ist es wichtig, dass das LMS auch ohne Internetverbindung funktioniert. Auch das ist Barrierefreiheit. Ein sogenannter Lern-Datenspeicher (Learning-Record-Store oder LRS) kann genau dies ermöglichen.

Mehrsprachigkeit im internationalen Kontext

Falls Du planst, Dein LMS auch für andere Sprachen oder über Zeitzonen hinweg einzusetzen, dann gehört die Mehrsprachigkeit logischerweise zu den Usability-Features schlechthin.

Wichtig dabei: Hier geht es nicht nur darum, Inhalte zu übersetzen. Vielmehr sollte sich beim Einstellen der Sprache auch das gesamte User-Interface ändern, einschließlich der Zeitzonen.

Und denke auch daran: In arabischen Ländern wird nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links gelesen.

Usability

Die Kunst des UX-Designs ist es, die Instinkte von Nutzer zu verstehen und in einem intuitiven Design des User-Interface widerzuspiegeln.

Beispiel gefällig? Menschen suchen die Navigation eines LMS oben oder links im Bildschirm. Warum also sollte man von diesem Instinkt abweichen? Richtig. Es gibt keinen Grund.

Usability folgt klaren Regeln, die Jakob Nielsen mit folgenden 5 Eigenschaften beschreibt:

  1. Learnablity. Ein User-Interface, das es seinem Nutzer leicht macht, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist „learnable“, also leicht erlernbar.
  2. Efficiency. Die Effizienz eines Interfaces beschreibt, wie schnell ein Nutzer sein Ziel erreicht. Mit anderen Worten: Wenn ein Nutzer ein LMS ein- oder zweimal genutzt hat: Wie schnell kann er oder sie sich hindurchnavigieren?
  3. Memorability. Ein LMS muss so designt sein, dass Nutzer auch nach einer längeren Nutzungspause weiterhin in der Lage sind, es zu nutzen. Ein System also, das die Lernenden immer wieder neu verstehen müssen, wenn sie sich nach einer Weile einloggen, zeugt von einer schlechten Usability.
  4. Errors. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Nutzer einen Fehler macht, und wieviele Fehler machen die Lernenden tatsächlich? Das Ziel sollte selbstverständlich sein, die Anzahl an Fehlern so gering wie möglich zu halten.
  5. Satisfaction. Lernen soll Spaß machen. Und dazu gehört auch, dass das LMS Spaß bereitet.

Gamification

Spielen und Lernen gehören zusammen. Hier kommt Gamification ins Spiel, also der Einsatz von Spielmechanismen in einem Kontext, der nichts mit Gaming zu tun hat (Lernen), um so Verhaltensweisen zu aktivieren, zu ändern und die Lernenden zu motivieren.

Bei einem LMS können das Mechanismen wie die Vergabe von Punkten und Badges sein. Oder es werden Challenges, Leader Boards und Incentives eingeführt. Ein Fortschrittsanzeiger (Progress Bar) motiviert, mit dem Stoff fortzufahren.

Fazit

Die User-Experience eines Lern-Management-Systems ist für alle User bedeutsam: für die Lernenden, die Lehrenden und die Administratoren.

Umso wichtiger ist es, sich bei der Auswahl eines LMS von Anfang an mit dem Thema UX zu beschäftigen. Dann steht einer außergewöhnlichen Learning-Experience – zumindest vonseiten des LMS – nichts mehr im Wege.

Bildquelle: Tamanna Rumee von Pexels

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